Die Union der Freien Gewerkschaften Montenegros (USSCG) hat kürzlich eine Konferenz abgehalten, um die Probleme im montenegrinischen Wohnungswesen anzugehen. Die Konferenz fand am 10. Oktober 2024 unter dem Motto „Notwendigkeit einer Reform der Wohnungspolitik in Montenegro" in Podgorica statt und war Teil der laufenden USSCG-Kampagne "Sozialer Wohnraum für einen ruhigen Schlaf", die darauf abzielt, dringend benötigte Reformen in der Wohnungspolitik umzusetzen. Ziel der Kampagne ist es, Lösungen für nachhaltiges und leistbares Wohnen für alle zu finden. Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) spielte eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung der Veranstaltung, insofern er Expertise aus Wien beisteuerte und erfolgreiche Modelle des sozialen Wohnbaus vorstellte, die als Inspiration für Montenegro dienen könnten.

An der Konferenz nahmen zwei prominente Expert:innen aus Österreich teil: Veronika Iwanowski, Vertreterin der Stadt Wien - Wiener Wohnen, und Michael Gehbauer, Geschäftsführer der WBV-GPA, der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft der Gewerkschaft der Privatangestellten. Im Mittelpunkt ihrer Präsentationen stand das Wiener Modell des leistbaren Wohnens, das seit Beginn des 20. Jahrhunderts praktiziert wird. Dieses Modell ermöglicht es Bürger:innen, Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen zu leistbaren Konditionen zu mieten, was langfristige Stabilität für die Mieter:innen garantiert, Segregation verhindert, regulierend auf den privaten Wohnungsmarkt einwirkt und auch Arbeitsplätze schafft. Der Wiener Ansatz zeichnet sich unter anderem durch Erschwinglichkeit, Zugänglichkeit und soziale Eingliederung aus. Die Tatsache, dass rund 80% der Wiener Bevölkerung in Mietwohnungen leben, zeigt den Erfolg und die Akzeptanz dieses Ansatzes.

Srđa Keković, Generalsekretär der USSCG, betonte die Bedeutung solcher Modelle für Montenegro, wo ein dringender Bedarf an Sozialwohnungen bestehe. Er wies darauf hin, dass viele Bürger:innen zu wenig verdienten, um für Wohnungsbaudarlehen in Frage zu kommen, was die Wohnungskrise verschärfe. Die USSCG setzt sich für staatliche Wohnungsbauprojekte ein, die Wohnungen zu leistbaren Mietpreisen schaffen und so eine nachhaltige Lösung für die steigenden Lebenshaltungskosten bieten. Staatliche Wohnungsbauprojekte sollen auch sicherstellen, dass gefährdete Gruppen nicht zurückgelassen werden. Die allgemeine Situation der Mieter:innen in Montenegro ist prekär, mit wenig rechtlichem Schutz gegen steigende Mieten und keinem offiziellen Regierungsprojekt zur Unterstützung von Mieterfamilien. Das Fehlen einer nationalen Wohnraumstrategie hat zu einer Verschlechterung der Bedingungen beigetragen, mit steigenden Mieten, unreguliertem privaten Wohnungsbau und einem Mangel an stabilen Wohnmöglichkeiten, was viele Bürger:innen in die Unsicherheit treibt.

Die Präsentationen von Iwanowski und Gehbauer boten eine hoffnungsvolle Perspektive und zeigten, wie eine gut regulierte, staatlich unterstützte Wohnungspolitik zu inklusiveren, stabileren und erschwinglicheren Lebensbedingungen führen kann.

Am Ende der Konferenz sicherten die Teilnehmer:innen ihre Unterstützung der Forderungen nach umfassenden Reformen der Wohnungspolitik zu. Durch die Reformen sollen alle Bürger:innen in Montenegro Zugang zu leistbaren und menschenwürdigen Wohnverhältnissen haben. Als Teil dieser Bemühungen wird die USSCG eine Kampagne starten, um Unterschriften von Bürger:innen zu sammeln, die ein Referendum über staatlich verwalteten, leistbaren Wohnraum in Montenegro unterstützen. Die Zusammenarbeit zwischen dem ÖGB und der USSCG unterstreicht die zentrale Rolle, die Gewerkschaften bei der Förderung des sozialen Wohnungsbaus und der Gestaltung der Regierungspolitik zum Wohle der gesamten Gesellschaft spielen können.