Einer der am längsten andauernden Konflikte der Welt spielt sich zwischen Marokko und der ehemaligen spanischen Kolonie der Westsahara ab. Die Menschen in diesem Land erklärten mit dem Ende des Kolonialismus 1976 ihre Unabhängigkeit. Doch Marokko erkannte die neue Republik im Süden seines Landes nicht an und besetzte die Demokratische Republik Westsahara. Danach wurde eineinhalb Jahrzehnte erbittert um das Gebiet gekämpft.
1991 konnte die UNO einen Waffenstillstand vermitteln, mit der Auflage das Volk der Sahrawis bei einer Abstimmung über seine Zukunft selbst entscheiden zu lassen. Marokko ignoriert aber bis heute das Selbstbestimmungsrecht und auch andere UNO-Auflagen zum Schutz der vertriebenen Menschen, die seit den 1970er Jahren in Flüchtlingslagern im benachbarten Algerien leben müssen.
Bei seinem Besuch im ÖGB betonte der Sahrawische Minister für die Beziehungen zu Europa (vormals Außenminister der Westsahara) Omar Mansur, dass vor allem die Jugend seines Landes kein Vertrauen mehr in die UNO und die internationale Staatengemeinschaft hat. Deshalb hat die Befreiungsorganisation der Sahrawis, die POLISARIO (Volksfront zur Befreiung von Saguía el Hamra und Río de Oro) den Kampf zur Befreiung der von Marokko annektierten Gebiete im Jahr 2020 wieder aufgenommen. Seither konnten zwar kleine Geländegewinne verzeichnet werden, den Konflikt wird der neuerlich entbrannte Krieg aber nicht lösen.
Minister Mansur begründete die Fortsetzung der Kampfhandlungen auch damit, dass Marokko schrankenlosen Abbau der zahlreichen Rohstoffe des Landes betreibt. Vor allem Phosphor, Uran und die Nutzung der Fischereigewässer sind für Marokko von größtem ökonomischem Interesse. Laut Minister Mansur bedarf es endlich neuerlicher Anstrengungen der internationalen Staatengemeinschaft, vor allem der Europäischen Union, um eine friedliche Lösung des Konfliktes zu erreichen. In diesem Sinne forderte der Minister den ÖGB auf, sich aktiv für die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechtes der Sahrawis einzusetzen.
Titelbild: Der Internationale Sekretär des ÖGB, Marcus Strohmeier (Bildmitte) mit Minister Mansur (rechts) und dem Botschafter der Demokratischen Republik Westsahra in Österreich Mohamed Slama Badi