Der Kampf um eine geplante Kupfermine in Jericó, Kolumbien, geht in die nächste Runde. Die Bevölkerung dort wehrt sich bereits seit über zehn Jahren gegen die Absichten des berüchtigten multinationalen Bergbaukonzerns AngloGold Ashanti (AGA). Dieser will trotz der – laut Studien desaströsen – sozio-ökologischen Auswirkungen das Großprojekt umsetzten. Eine kurze Übersicht zu den Hintergründen findet sich hier auf Deutsch sowie hier auf Englisch. Im Anschluss dieses Textes findet sich auch ein Statement vonseiten der Bewegung auf Deutsch und auf Englisch.
David gegen Goliath im grünen Herzen Kolumbiens:
In der vergangenen Woche installierte AGA über Nacht eine neue Bohrplattform im ländlichen Teil der Gemeinde. Der Konzern versucht abermals, dort Bohrungen zu beginnen, trotz der entschiedenen Ablehnung durch die Bewohner:innen des Gebietes. Die Bohrungen sind für den Konzern notwendig, um einen neuen Anlauf zum Erhalt einer Umweltlizenz für die Mine zu starten. Gerade aus diesem Grund blockieren die Bauern den Zugang zu ihrem Gebiet – seit über zehn Jahren, teilweise für mehrere Tage, aber immer friedlich. Trotz des extremen Machtunterschieds und der Einschüchterungsversuche durch Militär und Polizei, behauptet man sich wacker. Das liegt einerseits an der Entschlossenheit der Bauern und Bäuerinnen, denn für sie geht es um nichts weniger als ihre Lebensgrundlagen, wie ein Bauer im Gespräch verdeutlicht: „Sie wollen hier eine Mine bauen, die Natur zerstören und das Wasser nehmen, und in 20 Jahren sind sie wieder weg. Aber wie sollen wir überleben, ohne Wasser?“. Andererseits gibt es breite Unterstützung aus der Bevölkerung. So wurde man auch sofort gemeinsam aktiv, als AGA’s Vorgehen bekannt wurde. Gemeinsam mit Aktivist:innen demontierten die Bauern die Bohrplattform kurzerhand, und übergaben die Maschinen unbeschädigt der Polizei, die zusagte, sie dem Konzern zu übergeben. Die Aktion wird wohl ein juristisches Nachspiel und Strafen zur Folge haben, wie schon bei einer ähnlichen Aktion vor einem Jahr. Davon lässt man sich zwar nicht bremsen, aber traurig stimmt es die Menschen dennoch. Sie wollen nicht mehr als ihren Frieden, ihr Land und ihre Umwelt zu verteidigen, aber werden vom übermächtigen Konzern drangsaliert und kriminalisiert. Angesichts der extremen Machtunterschiede ist es von entscheidender Bedeutung, die Bewegung in ihrem Einsatz für die Erhaltung ihrer Umwelt und Lebensgrundlagen zu unterstützen und sich mit ihrem Anliegen zu solidarisieren.
Statement von Fernando Jaramillo, Koordinator des Runden Tisch für Umwelt von Jericó (Mesa Ambiental de Jericó) am 13.12.2023:
Heute, am 13. Dezember 2023, demontierten Bauern aus Jericó und dem Südwesten die Bohrplattform, die AngloGold Ashanti vor zwei Tagen auf einem Grundstück im Dorf La Soledad in der Gemeinde Palocabildo in der Gemeinde Jericó, Antioquia, installiert hatte. Die Bauern übergaben die Maschinen freiwillig und unbeschädigt der Polizei, die versprach, sie zum Kommando im Stadtzentrum zu bringen. Das multinationale Unternehmen, das sich hinter dem Namen Minera Quebradona versteckt, will mit der Mine in Jericó die Zerstörung des Südwestens Antioquias beginnen. Sie hatte die Plattform heimlich aufgebaut, um weiter seine Interessen gegen den Willen der Anwohner:innen durchzusetzen. Daraufhin wurde die Plattform heute von den Bauern, den Verteidigern der Umwelt, des Lebens, des Territoriums und des Wassers, entfernt.
Um seine zerstörerischen Absichten zu verbergen, transportierte das südafrikanische multinationale Unternehmen sein Material mitten in der Nacht und verschwieg der Gemeinde die Installation der Plattform sowie die Lärm- und Luftverschmutzung (rund um die Uhr über Wochen und vielleicht Monate hinweg) und die Auswirkungen auf ein Feuchtgebiet, dass 20 oder 30 Meter entfernt ist. Es war die Pflicht des Bergbauunternehmens, die Regeln des Zusammenlebens der Bürger zu respektieren und die Zustimmung der Nachbarn für die Durchführung von Arbeiten einzuholen, die den Frieden und die Ruhe der Bürger stören.
Aber natürlich ignoriert der Konzern den Bedürfnissen und Interessen der Menschen. Anglogold versucht stattdessen, diejenigen mit Geschenken, Versprechungen und Fehlinformationen zu täuschen, die nicht wirklich daran interessiert sind, das Erbe unseres geliebten Volkes, das kulturelle Erbe der Nation für ihre Kinder und Enkelkinder zu bewahren. Wir hoffen, dass sie noch einmal überdenken, was sie dazu beitragen, dass das Land in die Hände eines Bergbauunternehmens gerät, das berüchtigt ist für seine Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung.
No to exploitation, yes to life!
The struggle against the construction of a massive copper mine in Jericó, Colombia is entering a new level. For more than a decade, the people fight against the manipulative strategies of notorious multinational mining company AngloGoldAshanti (AGA). Despite the catastrophic socio-ecological impact projected by a range of studies, the multinational is determined to build this mega-project. This week, they built a new drilling platform in the rural area of Jericó – stealthily during the night – to try once more to push into the territory. To fend the company off, farmers entered the property and dismantled the drilling platform. You can find an in-depth report of the background of this struggle and context here.
Statementby Fernande Jaramillo, Coordinator of the Environmental Roundtable in Jericó(Mesa Ambiental de Jericó), on 13.12.2023:
Today, December 13, 2023, farmers from Jericó and southwestern Antioquia dismantled the drilling platform that mining giant AngloGold Ashanti had installed two days ago on a property in the village of La Soledad in the municipality of Palocabildo in the municipality of Jericó, Antioquia. The farmers voluntarily handed over the undamaged machines to the police, who promised to take them to the mining company’s headquarter in the center of Jericó. The multinational company, hiding itself by using the name Minera Quebradona, wants to begin the destruction of this part of Antioquia with a planned mining district in the southwest. To that end, it had secretly built the platform in Palocabildo to continue asserting its interests against the will of the local residents and push through with a project that would have severe socio-ecological consequences. To fend off the destruction of their livelihood, the platform was removed today by the farmers and other defenders of the environment, life, territory and water.
To hide itsdestructive intentions, the South African multinational transported its material in the middle of the night and concealed the installation of the platform from the community. The drilling platform would result in noise and air pollution - around the clock for weeks and perhaps months - as well as adversely impact a wetland 20 or 30 meters away. The corporation is obliged to get approval by neighbours and civil society for such disruptive construction works. But of course, the corporation ignores the interests and needs of the people. Anglogold is instead trying to deceive those with gifts, promises and misinformation, who are not really interested in preserving the cultural heritage of the region for their children and grandchildren. We hope they will reconsider contributing to letting the land fall into the hands of a mining company notorious for its human rights and environmental destruction.