Vor dem Hintergrund der multiplen Krise blicken insbesondere junge Generationen weltweit einer unsicheren Zukunft entgegen. Ungleichheit, Prekarisierung und Klimakrise sind Themen die Gewerkschaften weltweit bewegen und für deren Überwindung gekämpft wird. Ein zentraler Hebel ist dabei die Stärkung internationaler Solidarität und junger Gewerkschafter:innen, wozu die International Trade Union School Austria (ITUSA) jedes Jahr beiträgt.
Seit 2019 findet die ITUSA jeden Sommer in Wien statt - organisiert von ÖGB und dem Internationalem Gewerkschaftsbund (IGB) und mit der Unterstützung der Arbeiterkammer. Unter dem Titel „BuildingLeadership“ trafen 20 junge Gewerkschafter:innen aus 16 verschiedenen Ländern und 5 Kontinenten heuer wieder für 10 Tage zusammen. Die gemeinsame Zeit verdeutlichte, wie wichtig internationale Solidarität und Zusammenarbeit in solch herausfordernden Zeiten sind. Denn in einer globalisierten Welt lassen sichKrisen nur gemeinsam bewältigen.
Führungsqualitäten und eine Tour durch das österreichische Gewerkschaftssystem
Die inhaltliche Leitung des Trainings lag dieses Jahr bei Carol Beaumont, Todd Brogan und Zainab Abudeeb aus dem Campaigns & Organising Department des IGB. Im Mittelpunkt des Trainings stand die Vermittlung von Führungskompetenzen an junge Gewerkschafter:innen. Die Inhalte reichten von grundlegendem Wissen zur globalen Situation der Gewerkschaftsbewegung über gute Führungsqualitäten bis hin zu konkreten Strategien und Werkzeugen zur erfolgreichen Kampagnenplanung und -durchführung. Neben dem Team des IGB brachten sich auch Mitarbeiter:innen des ÖGB im Programm ein, teilten Wissen über das österreichische Gewerkschaftssystem, Erfahrungen als junge Gewerkschafter:innen in Österreich sowie praktische Fertigkeiten der öffentlichen Kommunikation.
Zusätzliche Bereicherung war der Besuch in der Arbeiterkammer, wo Mitarbeiter:innen die Institution vorstellten und ihre Expertise zu internationalen Themen vermittelten. Kritisch diskutiert wurden bilaterale und multilaterale Handelsabkommen zwischen der EU und Staaten des Globalen Südens sowie die jüngst verabschiedete EU-Lieferkettenrichtlinie. Die Diskussion zur Lieferkettenrichtlinie, zeigte wie essenziell die internationale Zusammenarbeit von Gewerkschaften ist, um die Verletzung von Menschenrechts-, Arbeitsrechts- und Umweltstandards in globalen Produktionsnetzwerken aufzudecken und Unternehmen in die Verantwortung zunehmen. Was Teilnehmde am meisten begeistert hatte war die Besonderheit des österreichischen Systems und die Institution selbst. Eine Institution wie die Arbeiterkammer zu haben, die Interessensvertretung für alle Arbeitnehmer:innen ist und den Gewerkschaften zur Seite steht, war für viele unvorstellbar.
Von der Traktorenfabrik in die Alpen
Teil des zehntägigen Trainings war auch ein Betriebsbesuch und Ausflug in die Berge. Am Weg nach Badhofgastein besuchte die Gruppe die Fabrik von CNH in St. Valentin. Bei einer Betriebsführung durch die Traktorenproduktionsstätte und anschließendem Mittagessen in der Betriebskantine erzählten Betriebsräte und Gewerkschaftsvertreter über die gewerkschaftliche Arbeit in der Fabrik, die Kämpfe und Erfolge: die hohe gewerkschaftliche Dichte in der Fabrik, die hohen Lohnabschlüsse und betriebsinterne Sonderleistungen für Arbeitnehmer:innen.
Internationaler Austausch als internationale Stärke
Inhaltlich getragen wurden die 10 Tage aber letztlich durch das Wissen und die vielen Erfahrungen der Teilnehmenden selbst. Der Austausch über nationale und regionale Kämpfe ermöglichte die spezifischen Realitäten von Arbeiter:innen und Gewerkschafter:innen weltweit kennen- und verstehen zu lernen. Einen Ausschnitt davon zeigt das Video des ÖGB, in dem vier Teilnehmer:innen von den Philippinen, aus den Niederlanden, Kolumbien und Indien über ihre Erfahrungen in der Gewerkschaftsarbeit sprechen.
Internation Trade Union School Austria: Gewerkschaftsarbeit weltweit, Video des ÖGB
Was am Ende blieb, waren aber nicht die Unterschiede, sondern die vielen Gemeinsamkeiten, die Gewerkschafter:innen weltweit vereinen: der Kampf für den Schutz und die Verbesserung von Arbeitnehmer:innenrechte und faire Löhne, die Herausforderung junge Menschen für die Gewerkschaftsbewegung zu gewinnen, aber auch der Kampf um den Erhalt und die Stärkung von Demokratie. Die Teilnehmer:innen sind wieder zurück in ihren Heimatländern, ausgestattet mit neuen Strategien und Werkzeugen, um diese Weiterzugeben und ihre Gewerkschaftsarbeit voranzutreiben.
Gestärkt aber auch durch das internationale Netzwerk und die Freundschaften, welche über die zehn Tage entstehen konnten. Denn die intensive Zeit hat gezeigt: Der Mut, die Stärke und die Erfolge der Bewegung liegen im Gemeinsamen und der Zusammenarbeit. Nur durch internationale Solidarität erreichen wir das gute Leben für Alle!